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Maria Mohilla - Kulturkennerin

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Die Liebe zum Genuss hält Tradition und Lebensfreude im Herzen Wiens lebendig

 

Sie weiß, wo es in Wien den besten Tafelspitz gibt und welcher Gastgarten am gemütlichsten ist, kennt aber auch den Adrenalinrausch während eines Motorsportrennens. In Sachen Lebensgenuss macht Maria Mohilla so schnell keiner etwas vor. Davon zeugt nicht zuletzt ihr Unternehmen am Wiener Kohlmarkt – eine Trafik, die sie in der siebten Generation führt.

Mohilla war einst die erste Jugendliche in ganz Österreich, die sich während ihrer Lehre auf den Tabakfachverkauf spezialisieren durfte. Für sie war das damals der logische Schritt. „Ich bin praktisch in der Trafik aufgewachsen“, blickt sie zurück. Als Kleinkind hielt sie dort ihren Mittagsschlaf, später schrieb sie nach der Schule hier die Hausübung. Daran, dass sie die Trafik einmal übernehmen würde, bestand nie ein Zweifel. Ihre Mutter, eine gebürtige Ungarin, und ihr Vater, ein Wiener Sprachphilosoph, haben ihr das nötige Rüstzeug mitgegeben.

 

Leidenschaftlich im Verkauf

Wenn sie heute über den Kohlmarkt geht, dann fühlt sie sich, als wäre sie in einem kleinen Dorf unterwegs. Man kennt sich, tauscht sich aus, gibt Empfehlungen für das kulturelle und gesellschaftliche Erleben in Wien weiter – und natürlich spielen dabei auch die eigenen Produkte eine Rolle. Als sie 2010 ihren Betrieb übernahm, passte Mohilla das Sortiment dem exklusiven Standort an. Das bedeutet, hier findet man nicht nur gut sortierte Tabakwaren, sondern passend dazu auch exklusive Accessoires von der feinen Zigarettenspitze bis zum edlen Zigarrencutter. Hier wird die Ware mit Handschuhen ausgegeben, damit die meist hochwertigen Produkte keinen Schaden – etwa durch einen Fingerabdruck – nehmen. Die Trafikantin weiß: wer auf den Kohlmarkt kommt, sucht etwas Exklusives und will gut beraten sein. In ihrer Trafik findet man beides. „Viele vergessen dabei, dass wir auch eine ganz normale Trafik sind“, muss die Unternehmerin schmunzeln.

 

Genuss als Lebensgefühl

Mohilla ist angetrieben von der Leidenschaft für das, was sie verkauft, denn sie will die sensiblen Genusswaren als Kulturgut bewahren. Sei es die Pfeife zum Tagesausklang oder eine Zigarre zur Verlobung oder nach einem sportlichen Erfolg – ihre Produkte sieht sie als Begleiter für die schönen Momente im Leben. So wie es in den knapp 40 Jahren ihres eigenen Lebens auch immer wieder der Fall war – etwa, als sie als Motorsportlerin im Porsche Super-Cup und der Formel Ford unterwegs war und zweifache ungarische Staatsmeisterin wurde. „Zur Siegerehrung gab es eine Zigarre“, erklärt sie.

Ihre Vorstellung von Genuss spiegelt sich auch in der Trafik wider. „Wir kaufen schöne Erinnerungen“, zeigt sich die Tabakfachverkäuferin überzeugt. Um sich in ihre Kundinnen und Kunden hineinzuversetzen, probiert sie deshalb ihre Produkte selbst aus, bevor sie sie verkauft. Das gilt für Tabakwaren wie für Accessoires. „Ich kombiniere etwa auch
meine Feuerzeuge zu meinem Schmuck“, meint sie.

 

Unverzichtbares Fachwissen

Vor allem auf dem Gebiet der Zigarren hat sich Mohilla aber über die Jahre enormes Expertinnenwissen angeeignet. Schon im Rahmen ihrer Ausbildung lernte sie ein halbes Jahr in Brasilien in einem Betrieb, was es bedeutet, Tabak vom Samen bis zum Export zu bearbeiten. Darüber hinaus liebt sie auch die Zigarren der Dominikanischen Republik, aus Nicaragua und Kuba. Aus diesen Ländern kommen auch ihre persönlichen Lieblingstabakmarken. „Sie stellen kontinuierlich und konstant perfekte Zigarren her“, begründet die Trafikantin, warum sie sich mit diesen Produkten gut identifizieren kann.

 

Das ewige Feuer flammt neu auf


Mohilla knüpft an die Tradition ihrer Familie an und führt sie in die Gegenwart: „Meine Urgroßmutter hatte noch eine Raucherlounge“, erzählt die Wienerin. Diese gibt es in ihrer heutigen Trafik nicht mehr. Was aber sehr wohl am Kohlmarkt geblieben ist: das sogenannte ewige Feuer, das es früher in jedem Tabakfachgeschäft gab. „Hier sind so viele Geschichten entstanden“, erzählt die Wienerin. Sigmund Freud und Arnold Schwarzenegger haben hier schon ihre Zigarren entzündet, aber auch ganz persönliche, herzergreifende Begebenheiten haben sich hier abgespielt – wie etwa jene nach dem
Zweiten Weltkrieg: Ein Herr kam vorbei, wartete 15 Minuten im Tabakgeschäft und ging wieder. 40 Minuten später kam ein anderer Herr und wartete ebenfalls. Dann kam der erste zurück, und es stellte sich heraus, dass beide Juden waren. Einer war im Krieg nach Amerika, der andere nach Australien geflüchtet. Im zerbombten Wien vereinbarten sie ein Treffen bei der ewigen Flamme der Familie Mohilla – aber aufgrund der Zeitumstellung kam einer zu früh.

Mohilla führt ihre Trafik im Bewusstsein, dass sie Zeugin historischer Wendepunkte ist. Sieben Generationen an Tabaktrafikanten haben hier zwei Weltkriege, vier Wirtschaftskrisen und eine Pandemie miterlebt. Für die Unternehmerin nur ein Grund mehr, mit ihren Ideen den Betrieb in die Zukunft zu führen und dabei nicht nur die Glut aufrechtzuerhalten, sondern das Feuer aufflammen zu lassen.



Veröffentlichung nur nach Rücksprache.
Bild und Text ©MVG 2025

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