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Jeder einzelne Atemzug zählt

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"Es gefällt mir, leben zu können"

Mara Grubisic lebt mit einer fremden Lunge in ihrer Brust und ist Trafikantin in Wien. Geboren wurde die heute 31-Jährige mit Cystischer Fibrose (CF) – einer vererbten Stoffwechsel-Erkrankung, bei der die Atemwege durch zähflüssigen Schleim verklebt werden. Die Kindheit war fordernd, ungerecht, schmerzhaft und von zahlreichen Entbehrungen und Krankenhausaufenthalten geprägt.

Bereits mit 13 Jahren fühlte sich für Mara Stiegen steigen wie ein Marathon an, die Spitalsaufenthalte wurden zahlreicher und dauerten länger, der Wunsch nach einem „normalen“ Leben wurde immer größer. Zu diesem Zeitpunkt setzten die Ärzte die junge Wienerin auf die Spenderliste für eine neue Lunge.


Ein zweiter Geburtstag

Bis zum Zeitpunkt der Transplantation sollten jedoch noch viele Jahre vergehen. Erst am 17. Dezember 2013 war es so weit: Die damals 21-Jährige bekam im Wiener AKH eine gesunde Lunge und damit ein neues Leben. Das Datum ihrer Wiedergeburt haben sich Mara und ihre beste Freundin später auf die Schulter tätowieren lassen.

Nach der Operation, wochenlanger Reha und dem Abschluss der Schulbildung ging die Suche nach einem geeigneten Beruf los. „Ich war auf Grund meines Behinderungsgrades in Frühpension, aber ich wollte nicht zu Hause sitzen und nichts tun. Ich wollte endlich leben“, erinnert sich Mara zurück. Eine Freundin brachte sie dann auf die Idee, Trafikantin zu werden. Die Tatsache, dass Tabakfachgeschäfte in Österreich ausschließlich an Menschen mit Behinderungen vergeben werden, machte Maras Wunsch nach einer sinnvollen Beschäftigung möglich.

 

Start in die Selbstständigkeit

Unter den möglichen Standorten fand sich auch eine Trafik in Meidling, nahe ihrer Wohnung. Die Bewerbung bei der MVG war erfolgreich und am 1. Jänner 2017 sperrte die Jungunternehmerin das eigene Fachgeschäft auf. „Das Schönste für mich ist heute die Selbstständigkeit, ich kann mir meine eigenen Ziele setzen“ resümiert Mara nach sieben Jahren als Unternehmerin.

Dass ihre Kund*innen rauchen und der Hauptumsatz ihres Geschäfts mit Zigaretten erzielt wird, stört sie gar nicht. „Trafiken und sensible Genusswaren wird es immer geben. Und wir verkaufen nur qualitativ hochwertige Ware und ermöglichen die Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen“ verteidigt die Trafikantin ihren Beruf.  

 

Ein Buch über das Leben

Dass Mara eine schwere Behinderung hat, wissen die meisten ihrer Kunden nicht. Nur ein paar haben das Buch gelesen, in dem sich die junge Frau ihr Leben von der Seele geschrieben hat. Der letzte Satz der Trafikantin in der autobiographischen Erzählung bringt es auf den Punkt: „Ich habe ein neues Leben geschenkt bekommen. Es ist aber nicht nur das Organ, sondern es ändert sich so Vieles mehr. Jetzt kann ich alles genießen, jedes Lachen, jede Bewegung, die ich machen kann, und vor allem jeden Atemzug. Es gefällt mir einfach leben zu können …“.

Bild und Text ©MVG 2022

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