Mara Grubisic - Mutmacherin

29.05.2025
Nach einer Organtransplantation brachte eine mutige Entscheidung berufliches und privates Glück
Ehrgeizig, zielstrebig, hilfsbereit – das ist Mara Grubisic, Trafikantin im 11. Wiener Gemeindebezirk, direkt beim Gasometer. Und noch eine Eigenschaft trifft auf die junge Frau zu: Sie ist mutig. Worin sich das ausdrückt? „Ich würde sagen, dass ich eigentlich versuche, alles, was ich mir vornehme, durchzuziehen“, meint Grubisic.
Ein solches Vorhaben war 2017 die Übernahme eines Tabakfachgeschäfts – damals noch im 12. Bezirk. Mit gerade einmal 23 Jahren beschloss sie, Unternehmerin zu werden. „Ich wäre andernfalls in der Berufsunfähigkeit gelandet“, schildert sie die Gründe für ihre Entscheidung. „Ich wollte nicht ein Leben lang untätig sein.“ Es war ein Weg, der der jungen Frau Entschlossenheit abverlangte – denn ihr wurde im Alter von 19 Jahren eine neue Lunge transplantiert.
Kein Büromensch
Grubisic wurde mit Cystischer Fibrose (CF) geboren – einer Stoffwechselerkrankung, bei der die Atemwege durch zähflüssigen Schleim verkleben. Ihre Kindheit und Jugend waren geprägt von zahlreichen Krankenhausaufenthalten. Schließlich gab es keinen anderen Ausweg mehr. Sie brauchte eine neue Lunge. Knapp vor Weihnachten 2013 erhielt sie das Spenderorgan. Die Transplantation gab ihr neue Zuversicht, so beschreibt Grubisic es auch in ihrem Buch „Jeder Atemzug zählt“, in dem sie ihre Erfahrungen verarbeitet. Nach der Operation absolvierte sie ihre Matura und begann zu studieren, merkte aber schnell, dass sie sich dabei nicht wohlfühlte. Eine Freundin brachte sie schließlich auf die Idee, sich für eine Tabaktrafik zu bewerben. Für Grubisic war das die richtige Entscheidung: „Der Kontakt mit den Kunden ist etwas Positives, ich wäre kein Büromensch.“ In der Trafik ist immer an ihrer Seite: Labradorhündin Bella. „Sie liegt den ganzen Tag da und schläft“, schmunzelt die junge Wienerin.
Liebe für das Leben
Über Fachliches tauscht sich Grubisic mit ihrem Partner aus – auch er ist Trafikant in Wien. Das Paar teilt aber noch viel mehr: die persönliche Erfahrung einer Transplantationsgeschichte. Der gebürtige Deutsche bekam ein neues Herz. Ihre Erfahrungen schweißen die beiden heute zusammen. In ihrer Freizeit entdecken sie daher gerne die Welt. Grubisic schwärmt: „Ich reise am liebsten ans Meer, das muss jedes Jahr mindestens einmal sein, wo natürlich unsere Hündin auch dabei ist.“ Aber sie liebt auch Städtereisen. Eine ihrer eindrücklichsten Erfahrungen bisher? „New York. Auf die Reise wurde ich von guten Freunden meiner Eltern nach meiner Lungentransplantation eingeladen“, erzählt die Wienerin.
Sie ist stolz auf das, was sie bereits erreicht hat, und ihr ist auch bewusst: „Meistens weiß man das Leben erst wieder zu schätzen, wenn einem im Alltag und im Stress langsam die Kraft ausgeht oder man kleine Rückschläge hat.“ Dann weiß sie genau, was zu tun ist: „Mich wieder mehr auf das Leben zu konzentrieren und den unwichtigen Dingen keine Bedeutung mehr zu schenken.“
Veröffentlichung nur nach Rücksprache.
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