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Jerome Thek - Charaktermensch

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Mit Abenteuerlust und dem Herzen am rechten Fleck vom Filmset zum Mittelpunkt des Dorflebens

Es tobt Krieg in Westeros. In voller Rüstung ziehen die Krieger mit klirrenden Schwertern in die Schlacht. Zu Hunderttausenden kämpfen sie um die Macht. Das ist die packende Fantasiewelt der HBO-Serie „Game of Thrones“ – eine Welt, in der der Burgenländer Jerome Thek elf Jahre lang zuhause war. Als Komparse mimte er Krieger, Händler oder Fußvolk, war an epischen Schauplätzen in Malta, Spanien, Nordirland, Island und Kroatien unterwegs. Dem nicht genug, saß er sogar neben Hugh Jackman bei der Golden-Globe-Verleihung. Kaum zu glauben, dass alles, was der Burgenländer bereits erlebt hat, in vier Jahrzehnten Lebenszeit Platz finden kann.

 

Vom Rauchfangkehrer zum Komparsen

Beruflich hat er ursprünglich einen ganz anderen Weg gewählt: Er machte eine Rauchfangkehrer-
Lehre und übte den Beruf mit Leidenschaft aus. Allerdings war das Filmgeschäft immer schon in seinem Leben präsent. „Ich hab schon mit 13 Jahren mit der Schauspielerei begonnen.“ Das war damals aber eher ein Zufall, denn es wurden Komparsen für die Serie „Der Bulle von Tölz“ gesucht. In einem Wirtshaus wurde er von einem Produktionsmitglied angesprochen – der Rest ist Geschichte. Nach eigenen Angaben hat er mindestens sieben Mal schon die Leiche in einem Krimi gespielt, auch im jüngsten Stinatz-Krimi von Thomas Stipsits war er als Komparse beim Dreh dabei.

 

Die Rolle seines Lebens

Nach dem Ende der „Game of Thrones“-Dreharbeiten stand der wandelbare Burgenländer vor der Frage, wohin es beruflich nun gehen sollte. Als Rauchfangkehrer konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder tätig werden. Er lebt seit seiner Jugend mit einer schweren Darmerkrankung, die in der Vergangenheit zahlreiche Operationen erforderte. Im Alltag fand er Strategien, um mit den Folgen umzugehen. Beruflich wurde das zunehmend schwieriger. 2020 wurde seine Berufsunfähigkeit offiziell bestätigt. Da fügte sich, dass der Trafikant in seinem Heimatort Kemeten an den Ruhestand dachte.

Thek bewarb sich für die Trafik und erhielt den Zuschlag. Die Arbeit teilt er sich mit einem Mitarbeiter, dem er aus der Langzeitarbeitslosigkeit geholfen hat. Einen dritten Mitstreiter gibt es auch noch: „Einmal in der Woche hilft ein junger Mann mit Down-Syndrom bei uns aus“, erzählt der Trafikant mit Stolz.

Er selbst hat in der Trafik den Ort gefunden, der es ihm ermöglicht, auch weiterhin seine Persönlichkeit in seinem Berufsleben ausleben zu können. „Ich muss unter die Leute, ich bin ein geselliger Typ“, sagt er über sich selbst. Wie sehr das zutrifft, wird schnell klar, wenn man in seiner Trafik vorbeikommt. Ständig kommen Menschen, die mit dem stets gut gelaunten Trafikanten Schmäh führen wollen – und nebenbei ihr Packerl Zigaretten kaufen.

Und dann gibt es auch die Anrufe von älteren Herrschaften, die sich am späten Nachmittag erkundigen wollen, ob es noch eine aktuelle Zeitung gäbe. Auch für sie hat das Team in der Trafik ein offenes Ohr. Die Zeitung wird schnell parat gelegt, damit sie abgeholt werden kann. Thek überblickt das Geschehen in seiner kleinen Trafik zufrieden: „Wir sind ein Nahversorger und haben hier eigentlich alles – und was wir nicht haben, das organisieren wir.“

 

Über Gott und die Welt

Für den Tabakfachhändler ist auch der Austausch mit seinem Vorgänger von Bedeutung. Regelmäßig trifft man sich, um ein wenig fachzusimpeln – oder einfach nur, um über Gott und die Welt zu reden. Überhaupt ist das Theks Spezialität. Ein Gespräch mit ihm gerät schnell in einen abenteuerlichen Diskurs über die verschiedensten Bereiche des gesellschaftlichen Lebens mit all seinen Facetten. Der Trafikant hat in seinem Leben bereits so viel gesehen, dass er zu beinahe jedem Thema etwas beizutragen hat, selbstverständlich natürlich ausgeschmückt mit zahlreichen Anekdoten seiner vielseitigen Erfahrungen.

In der Trafik wird er von seiner Kundschaft dafür auch sehr geschätzt. Umgekehrt ist ihm wichtig: „Dass die Leute, die zu uns kommen, zufrieden sind.“ Gemeint sind in erster Linie seine Stammkunden und diejenigen, die es werden wollen, denn vor allem im Zigarrensegment erlebte Thek zuletzt ein steigendes Interesse von Neukundinnen und -kunden.

 

Ein Hauch von Hollywood bleibt

Ihn selbst auf den Zigarrengeschmack gebracht hat übrigens einer der Hauptdarsteller bei „Game oft Thrones“, der ihn später sogar im Burgenland besuchte. „Da waren die Nachbaren ganz aus dem Häuschen, als plötzlich die schwarzen SUVs vor meiner Türe aufgefahren sind“, muss Thek lachen. Seine Zeit in der Filmbranche hat ihn geprägt, doch jetzt ist er froh, wieder im Burgenland zu sein. Nach vielen Wendungen in seinem Leben hat er hier nicht nur beruflich, sondern auch privat sein Glück gefunden – mit seiner Partnerin, ihrem Sohn und ihrem gemeinsamen Hund aus Albanien. Der Vierbeiner genießt nun die volle Aufmerksamkeit der kleinen Familie und rundet ihr neues Kapitel perfekt ab.



Bild und Text ©MVG 2025

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