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Die MVG hat mir zweimal auf die Beine geholfen ...

Ralf Waldegger Bike www v2.mvg.at

"Plötzlich waren die Lampen so nahe"

Ralf Waldegger steht auf eigenen Beinen. Ein Satz – ein Zustand –, der für ihn eine tiefe Bedeutung hat: Vor 26 Jahren stürzt der heute 52-Jährige mit dem Hängegleiter ab und ist fortan vom 7. Halswirbel abwärts querschnittgelähmt. Nach dem Unfall muss er seinen Beruf als Vermessungstechniker aufgeben und gemeinsam mit seiner Frau und dem damals erst neun Monate alten Sohn ein neues Leben – aus dem Rollstuhl heraus – beginnen. Es folgen schwierige Jahre zwischen Operationen, Therapien, Spitals- und Reha-Aufenthalten.

„Ich musste bei Null starten. Freude über meinen Sohn und Leid lagen so nah beieinander – und genau das machte es anfangs emotional besonders schwer“, erinnert sich Ralf Waldegger an die Zeit zurück, in der alles aus den Fugen geriet.

Durch Zufall erfuhr er während seiner langen Regenerationszeit von Bekannten, dass er sich wegen seines Behinderungsgrades von mehr als 50 % bei der Monopolverwaltung (MVG) um eine Trafik bewerben konnte – und beim zweiten Anlauf klappte es. Gemeinsam mit seiner Frau eröffnete er vor 17 Jahren sein Tabakfachgeschäft in Telfs und wurde zum erfolgreichen Unternehmer.

Heute steht der Tiroler aber nicht nur wirtschaftlich auf eigenen Füßen, sondern erlebte es vor kurzem auch wieder körperlich, auf die Beine zu kommen. Wörtlich! Dank einer revolutionären Robotertherapie konnte er nach 26 Jahren stehen. Und sogar gehen.

 

MVG & tech2people feiern die Inklusion

Emotionale Momente, die einer Jubiläums-Kooperation zwischen der MVG und dem Therapiezentrum tech2people in der Wiener Seestadt zu verdanken sind: Anlässlich des 240. Geburtstags des Tabakmonopols in Österreich wurden Ralf Waldegger und einem niederösterreichischen Berufs- und Schicksalskollegen eine anspruchsvolle Therapie ermöglicht.

Von Exoskeletten, die querschnittgelähmte Menschen wieder gehen lassen, hatte Waldegger schon gelesen, aber er konnte diesen Traum zeitlich und finanziell nie realisieren. „Als ich heuer überraschend von der MVG ins Zentrum für robotische Neurotherapien eingeladen wurde, war ich sehr aufgeregt“, erzählt er. „Und ich war umso enttäuschter, als mir die Therapeuten in Wien mitteilten, dass das Exoskelett – und damit ein selbstständiges Gehen auf Grund meiner niedrigen Knochendichte und der damit verbundenen Gefahr von Brüchen – für mich nicht möglich wäre“.

Aber der Tiroler gab nicht klein bei. Gemeinsam mit den Therapeuten wurde ein neues Ziel festgelegt: So sollte ,nur‘ die Verbesserung seiner Rumpfstabilität erreicht werden. „Mich selbst vom Rollstuhl ins Auto zu heben oder den Rollstuhl ins Auto zu verladen, erfordert viel Kraft – genau daran wollte ich arbeiten“, erklärt Waldegger seinen neuen Fokus.

Hightech im Trainingszentrum

Beim robotergestützten Training im „Lokomat“ geht der Patient in einem stationären Exoskelett – einem Stützgerüst, das um seinen Körper angelegt wird – auf einem Laufband. Ein sensorgesteuertes Gewichtsentlastungssystem sorgt für einen flüssigen Bewegungsablauf bei hohen Wiederholungsraten. Dabei werden Rumpfmuskulatur und Gleichgewicht aktiviert. Waldeggers ausgezeichnete Kondition und sein hoher Fitnessgrad – im Sommer ist er mit dem Handbike rund um Telfs unterwegs, im Winter mit dem Monoski auf der Piste – haben ihm während der anstrengenden Einheiten in Wien maßgeblich geholfen. „Dank seines guten Fitnesszustands konnte Ralf nach den intensiven Trainingseinheiten erstaunlich schnell regenerieren – sein Ruhepuls kehrte rasch in den Normalbereich zurück", weiß Therapeut Simon Krenn.

Im Laufe der Behandlungen bemerkte Ralf Waldegger, wie sich Mobilität und Körpergefühl verbesserten und die Bewegung Wohlbefinden auslöste. Therapeuten und Patient beschlossen, die Knochendichte noch einmal zu messen – und tatsächlich konnten nun doch noch die heiß ersehnten Einheiten im Exoskelett folgen und den Tiroler Trafikanten auf die Füße stellen.

Nach 26 Jahren wieder auf beiden Beinen

„Das war der Wahnsinn! Ich bin tatsächlich aufgestanden. Ich kam mit 26 Jahren in den Rollstuhl und erinnere mich schon noch daran, wie es früher war. Aber wie ich dann gestanden bin, und mein Körper natürliche Gehreflexe gezeigt hat, und ich meine ersten Schritte nach so vielen Jahren gemacht habe, das war schon ein überwältigender Moment. Ich wusste gar nicht mehr, wie groß ich eigentlich bin. Plötzlich war ich gefühlt nur mehr ein paar Zentimeter von den Lampen entfernt – es war einfach unglaublich schön.“


Danke Kaiser Josef II!

Technische Errungenschaften spielen auch in Waldeggers Berufsleben in der Trafik eine zentrale Rolle. Sein „Arbeitsrollstuhl“ kann die Sitzfläche hochfahren und ermöglicht ihm so, selbst die Ware aus den oberen Regalen zu erreichen. Und nicht nur das: „Die moderne Technik hat für mich die Grenzen der Behinderungen verschoben. Vieles, was früher nicht möglich war, ist jetzt dank Innovation machbar“, konstatiert der technikaffine Tiroler.

„Die MVG hat mir jetzt schon zweimal auf die Beine geholfen“, meint er schmunzelnd. „Erst, als ich meine Trafik eröffnen konnte – und nun noch einmal, als ich meine ersten Schritte im Exoskelett gemacht habe. Und beides war richtig gut.“

Aber nicht nur Ralf Waldegger steht mit Hilfe der MVG auf eigenen Beinen: Derzeit sind es  1.218 Menschen mit Behinderungen, die Trafiken in Österreich führen, und damit am ersten Arbeitsmarkt tätig sind. Gemeinsam bilden sie das größte inklusive Unternehmer*innen-Netzwerk des Landes.

Zurück geht dieses inklusive Modell auf Kaiser Josef II., der 1784 das Tabakmonopol gründete, um die Staatskassen zu füllen und gleichzeitig die Tabakverkaufsbewilligungen  den Kriegsopfern und Kriegerwitwen vorbehielt. Ein System, das In Österreich bis heute Bestand hat und mittlerweile als Vorzeigemodell in ganz Europa gilt.

 

MVG bewegt

MVG-Geschäftsführer Mag. Hannes Hofer ist stolz auf das inklusive Vergabemodell in Österreich: „Es ist einfach schön zu sehen, wie Menschen wie Ralf, nach einem Schicksalsschlag mit einer eigenen Trafik das Leben wieder in den Griff zu bekommen. Und die Trafikantinnen und Trafikanten danken uns das Vertrauen, indem sie für den verantwortungsvollen Vertrieb von sensiblen Genusswaren sorgen, die Jugendschutzbestimmungen umsetzen und den Menschen zuhören und für ihre Sorgen da sind.“

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